„Niemals zu alt, um sich einen Traum zu erfüllen.“
Esther Leist, genannt Heli, war eine aussergewöhnliche Frau, vielseitig begabt, liebenswürdig. Sie liebte das Leben.
Heli war ein Gründungsmitglied von AUTILLUS. Wir haben uns an einem Autillus Treffen im Cartoon Museum Basel kennengelernt, und zwischen uns hat sich über die Jahre eine tiefe Freundschaft entwickelt. Ihre ruhige und motivierende Art und ihre Leidenschaft für ihre Arbeit haben mich beeindruckt und geprägt.
Heli wurde 1926 in Berlin geboren. Als 1935 die ganze Familie in die Schweiz flüchten musste, war sie gerade neun Jahre alt.
Ihre unkonventionelle Art hat sie bestimmt von ihrer Mutter, der Künstlerin Sonja Falk-Stein, eine selbstständige und eigenwillige Frau. Heli musste als einzige in der Schule keine Zöpfe tragen, Ihre Mutter wollte, dass sie ihre Haare offen trug. Sie erlaubte Heli auch nicht, wie alle anderen Mädchen eine Schürze zu tragen, und ihre Röcke waren kurz, als „man“ sie lang trug. Sie sagte einmal: „Ich habe mir so gewünscht, eine Mutter zu haben, die kocht und strickt wie die andern auch. Aber so war es nicht.“
An der Kunstgewerbeschule Biel machte sie ihr Zeichenlehrerdiplom. Dort lernte sie den Künstler und Zeichnungslehrer – ihren späteren Mann – Jörg Leist kennen. Die beiden füllten ihr umgebautes Bauernhaus und den Garten in Jens mit Tieren. Sie hatten Enten, Gänse, Esel, Ziegen, ein Lama sowie Hunde und Katzen. „Eine richtige Arche Noah“, sagte sie einmal. Ich kenne kein Buch von ihr, in dem keine Tiere vorkommen.
Nebst dem Unterrichten schuf sie eigenwillige, surrealistische Bilder, erhielt dafür Kunststipendien und spielte bis vor zwei Jahren in der Musikgruppe „Ziberlett“ Flöte. Das Flötenspielen hat sie bist zuletzt nie aufgegeben; wie das Malen und Geschichten-erfinden. Bis vor einem Jahr stand sie jeweils morgens um 6 Uhr auf und arbeitete bis spät abends an ihrem bescheidenen, kleinen Pult an ihren Bildern. Es kam vor, dass ihre Texte auf einer Zugfahrt von Biel nach Konstanz und wieder zurück entstanden, mit lediglich einer Kaffeepause in Konstanz.
Nach einer Erbschaft von ihren Grosseltern sagte sie sich: „Niemals zu alt, um sich einen Traum zu erfüllen.“ Und so gründete sie 2011 mit 85 Jahren den Foglietto-Verlag, in welchem 17 Bücher erschienen; mit einer Ausnahme alle von ihr erfunden, geschrieben und illustriert. Hätte sie sich ihren Herzenswunsch (einen Eigenverlag zu gründen) nicht erfüllen können, hätten die fantasievollen Geschichten über Freundschaft, Einsamkeit, Ausgrenzung, Angst etc. und ihre liebevollen, detailreichen und witzigen Bilder nie in Buchform Kinder begeistern können.
Wären doch alle Menschen so fröhlich und zufrieden wie sie es immer war. Schön, dass es dich gab Heli!
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