Wie jede andere hier hätte Margot Spiegel gerne ihr Leben gelebt. Da das aber nicht einmal annähernd möglich war als Jüdin in Konstanz nach 1933, ist sie 1937 nach Amerika emigriert, wo sie die Erinnerungen an ihre Heimatstadt zwei Jahre später aufgeschrieben hat. Damit Margots Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, schrieb Viola Rohner ein Theaterstück.
Was bei der Recherche zum 33jährigen Jubiläum des Jungen Theater Konstanz seinen Ausgangspunkt nahm und der Frage nachging, welche Geschichte sich hinter dem Namen unseres Spielortes „Spiegelhalle“ verbirgt, hat uns mit Hilfe der Initiative „Stolpersteine für Konstanz“ zu einer besonderen Entdeckung gebracht: Die persönlichen Erinnerungen von Margot Spiegel, die sie unter dem Titel „Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933“ aufgeschrieben hat. Vom Aufwachsen so nah zur Schweizer Grenze, wo die Eltern hin spazierten, um Zucker zu kaufen oder Zeitung zu lesen, ist da die Rede, vom Leben in einer Familie assimilierter Juden in der Bahnhofstraße, von Jugendtreffen in der Natur, dem Schulalltag in der Mädchen-Oberrealschule (dem heutigen Ellenrieder Gymnasium) und von Freundschaften. Margots Beobachtungen der Geschehnisse nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sind genau, scharfsinnig und verlassen doch nie ihre persönliche Perspektive, die immer mehr die einer Ausgegrenzten wird.
Die Schweizer Autorin Viola Rohner will mit ihrem Stück mehr als dokumentieren. Sie will eine mit den Mitteln des Theaters lebendig werdende Erinnerung schaffen, die die Perspektive heutiger Jugendlicher mitdenkt. Deshalb hat die Autorin noch vor dem Aufschreiben des Textes, mit Konstanzer und Kreuzlinger Schulklassen über Margot Spiegel gesprochen. Wie hat Margot die Ausgrenzung erlebt? Was hat es für sie bedeutet, ihr Land, ihre Familie zu verlassen? Wie konnte sie weiterleben, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Mutter, ihr Vater und ihr Bruder nach Gurs und Auschwitz deportiert und ermordet wurden?
Simone Geyer, die sich bereits mit „no shame in hope“ durch ihre große Ernsthaftigkeit dem Thema Erinnerungskultur gegenüber ausgezeichnet hat, bringt mit ihrem Team das Stück auf die Bühne der Spiegelhalle.
Dramaturgie: Romana Lautner
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